Wikinger, König Abel, ein phänomenaler Globus und umtriebige Menschen. Das sind einige Eckpunkte, die du bei einem Besuch in Schleswig auf dem Radar haben musst. Meine Reise durch Schleswig-Holstein wird immer spannender. Im Ringhotel Waldschlösschen haben ich die Familie Behmer kennen und schätzen gelernt. Ich bin immer wieder überrascht, wie geschichtsträchtig Norddeutschland ist.
Nach dem Abstecher nach Kiel war ich höchst gespannt auf meine nächste Station: Schleswig. Wie schon in einem anderen Artikel erwähnt, bin ich in Bezug auf deutsche Geografie eher spärlich geschult. So bemerkte ich erst jetzt, dass Schleswig und Schlesien etwa soviel gemeinsam haben, wie wie Georgien und Südgeorgien. Komplett andere Baustelle. Aber genau für solche Dinge ist ja das Reisen gedacht. Man lernt Neues kennen.
Kennen gelernt habe ich auch den sehr charmanten und umtriebigen Inhaber des Ringhotel Waldschlösschen in Schleswig. Hans-Werner Behmer begrüsste mich herzich in der Lobby seines phanomenalen Hauses. Bei einem ersten Kaffee erzählte er mir viel über die wahrlich bewegt Geschichte des Hotels.
Das Land auf dem heute das Waldschlösschen steht, war das ehemalige Wildareal der Gottorfer Herzöge. 1906 eröffente hier ein Apotheker eine Kneipe und bot Mineralwasser aus den diversen Quellen an, welche in der Gegend des sogenannten Pöhler Geheges vorkommen. Diese Quellen sieht man zum Teil heute noch. Spaziert man durch den Wald fällt auf, das plötzlich Wasser aus dem Boden quillt.
Vom Ziegelunternehmen zum Tophotel
Dass die Famile Behmer Gastronomen und Hoteliers wurden, verdankt man speziellen Umständen. Der Grossvater von Hans-Werner Behmer besass eine Ziegelei, in den 40er und 50er Jahren ein einträgliches Business. In den 50er Jahren wollte er das Gebiet, wo des Apothekers Kneipe stand, kaufen. In den Kaufbedingungen wurde vereinbart, dass das Lokal übernommen und weitergeführt werden musste. Und so eröfftenen die Eltern von Hans-Werner 1955 ein Ausflugslokal mit grossem Tanzsaal. Das Geschäft war jedoch von diversen Schwierigkeiten geprägt, so dass einige Jahre nach der Eröffnung eine Konzeptänderung ins Haus stand und das Glück mit einem Hotel versucht wurde. Erfolgreich. Seit 1985 ist Hans-Werner Behmer und seine Frau im Betrieb.
Eine wahrlich spannende Firmen- und Familiengeschichte. Beim Thema Familie blüht Hotelier Behmer förmlich auf. Freudig, aber auch leicht bedrückt, erzählt er von der kleinen Enkeltochter, die wenige Monate alt ist und zur Zeit wegen einer Krankheit im Spital weilt. Der stolze Grossvater zeigt mir Fotos des kleinen Wonneproppens. Nicht minder stolz führte mich der Hotelier durch sein Reich.
Das Ringhotel Waldschlösschen hat sich auf ein paar Spezialgebiete fokussiert. Viele Gästen kommen hierher, um sich verwöhnen zu lassen und um einige entspannende Tage zu verbringen. Hier kommt die wunderbare Spa-Anlage ins Spiel. Diversen Saunen, Erlebnisduschen und Pools können genutzt werden. Besonders entspannend ist der Duftgarten und der Kräuterpavillon, wo man frisch gepflückte Teekräuter aufbrühen kann.
Bliebt ist das Waldschlösschen auch bei Tagungsveranstaltern, da die Infrastruktur top ist. Wo lässte es sich besser kommunizieren, als in wunderbarer, natürlicher Umgebung. Natürlich ist das Hotel auch für Hochzeiten und Familienfeiern eine sehr gefragte Adresse.
Nächtigen tut man in modernen und grosszügigen Zimmern, die allen Komfort bieten, welchen man bei einem Hotel dieser Klasse erwartet. Einige Zimmer haben eine tolle Aussenterrase, andere einen wunderbaren Blick in den Garten oder den Park. Bei schönem Wetter sitzt man gemütlch draussen in einem der gemütlichen Ecken und geniesst einen Hauswein oder schnabuliert einen leckeren Kuchen. Über die Gastromomie sprechen wir etwas später, denn nun möchte ich endlich Frau Behmer ins Spiel bringen.
Grosser Kräutergarten und ein spukender Geist
Wie immer steht hinter einem starken Mann eine mindestens so starke Frau. Man merkt es vielleicht nicht immer auf den ersten Blick, aber ich glaube es ist Tatsache. Das ist auch in der Familie Behmer so. Marion Behmer ist die Frau für das Subtile und die Duftnoten. Sie pflegt und hegt den grossen Kräutergarten und ist die gute Seele des Betriebs. Mit grosserm Eifer züchtet und erntet sie die Wildkräuter für die Küche des Waldschlösschens. Auf einem Spaziergang durch den grossen Wald vor dem Hotel zeigte sie mir allerhand Pflanzen, welche am Wegrand wachsen. Als Drogist, der sich mit Heilkräutern relativ gut auskennt, war es natürlich eine Freude mit Frau Behmer zu fachsimpeln. Auf dem Spaziergang zeigte mir Herr Behmer dann die kleine Quellen, welche aus dem Boden spriessen, und er führte uns auch an einen sagenumwobenen, etwas abgelegenen Ort mit einem Grabstein.
Die Sage rankt sich um Abel und seinen Bruder Erik, Söhne des Königs Waldemar II. von Dänemark. Erik wurde Thronfolger von Waldemar, was wiederum Abel fuchsteufelswild machte. Gut, weder Erik noch Abel waren Sympathieträger, wenn man der Geschichte glauben schenken darf. Indies, 1250 liess Abel seinen Bruder Erik hinterrücks erschlagen und in der Schleih versenken. Gerechterweise erlangte das Schicksal aber auch den Brudermörder und liess ihn 1252 bei der Schlacht von Oldenswort gegen die Friesen fallen. Zuerst begrub man den König in der Domkirche von Schlewsig. Nachdem dieser jedoch rumspukte und keine letzte Ruhe fand, exhumierte man den Kerl, trieb ihm zur Sicherheit noch eine Holzpfhahl durch das Herz und verbuddelte ihn im Pöhlerwald in einem Sumpfloch.
Im Wissen, dass Abel immer noch rumspukt, wenn er verärgert ist, pilgert die ganze Familie Behmer bei Familienfesten jeweils zum Grab von Abel und gibt ihm den ersten Schluck Schnaps. Erst danach erfreut sich Gesellschaft selber an den Destillaten. Seit die Behmers das so machen, hält sich König Abel vornehm zurück mit der Spukerei. Machmal sind die Lösungen so einfach und originell.
Auf der kleinen Wanderung durch das 19 Hektare grosse Umland des Hotels erzählten mir Herr und Frau Behmer einiges über ihr Wirken im Zusammenhang mit dem Hotel. Die Wiesen des Anwesens bleiben möglichst naturbelassen. Man sieht deshalb viele Insekten, manchmal sogar einen Eisvogel. Damit die Bienen genug Nektar finden, werden die Wiesen sehr spät gemäht. Zudem weiden diverse Kühe und geniessen das reichhaltige Grass.
Hans-Werner Behmer interessiert sich sehr für Geschicht und ist schon weit gereist. So ist es eine Freude ihm zuzuhören, wenn er über die Vergangenheit von Schleswig erzählt
Ringhotel Waldschlösschen Kolonnenweg 152 DE-24837 Schleswig +49 4621 3830 https://www.hotel-waldschloesschen.de
Bewegte Geschichte von Schleswig
Schleswig liegt im Norden von Schleswig-Holstein an der Schlei und war die Hauptstadt des Herzogtums Schleswig. Die Stadt wird umgeben vom Pöhler Gehege und dem Waldgebiet Tiergarten im Nordwesten und dem Brautsee im Norden. Die erste Erwähnung der Stadt wird auf 806 datiert. Sie war zu dieser Zeit eine Handelsstadt der Wikinger, genau wie Haithabu. Ob Schleswig allerdings den Handel von Haithabu nach seinem Untergang übernahm, oder ob die beiden Orte nebeneinander existierten, darüber wird noch von den Forschern gestritten.
Im Mittelalter war Schleswig eine Bischofsresidenz. Im Jahr 1134 wird der Dom erstmalig erwähnt. Der damalige Bischofssitz war eine Burg, die nun unter dem Schloss Gottorf liegt. Nachdem die Burg an die Herzöge von Schleswig ging, wurde der Königsteinsche Palais zum Bischofspalast. Nachdem der letzte katholische Bischof starb, wechselte der Besitz zwischen verschiedenen Eigentümern. Im Jahr 1773 ging das Gebäude an Baron Johann Ludwig von Königstein über und er baute es in seine jetzige Form um. In den Zeiten nach der Reformation verschwanden fast alle Klöster und Kirchen der Stadt. Viele von ihren wurden bis auf die Fundamente zerstört. Zu dieser Zeit entstanden viele Adelspalais in der Stadt. Die Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf verlegten ihre Residenz 1544 nach Schleswig. Nach dem Nordischen Krieg verlor die Stadt ihre Residenzfunktion und Schleswig wurde Regierungs- und Parlamentssitz des Herzogtums.
Diese wechselvolle Geschichte ist auch der Grund für die vielfältige Architektur und die historischen Gebäude der Stadt. So findest Du hier viele Klöster, wie zum Beispiel das St. Michaelis auf dem Berge, und Kirchen. Zu diesen gehören die Michaeliskirche, die Dreifaltigkeitskirche oder der St.-Petri-Dom. Bei Deiner Reise nach Schleswig kannst du auch viele Parks, Grünanlagen und Museen besuchen.
Zu meiner grossen Freude, kündgten Herr und Frau Behmer an, dass wir nun einen Ausflug in das Umland von Schleswig unternehmen würden, um ein paar geschichtlich wichtige Orte zu besuchen. Ich versuche das nachfolgend etwas zusammenzufassen. Ich hoffe, ich errinnere mich noch an die wichtigsten Dinge.
Schloss Gottorf mit dem Globus Haus
Das Schloss hat eine sehr wechselhafte Geschichte. Gottorf entwickelte sich unter Herzog Friedrich III. zu einem bedeutenden Fürstenhof. Während dieser Zeit wurden ein imposanter Barockgarten und das Gottorfer Globushaus errichtet.
So wie das Schloss heute zu sehen ist, wurde es nicht ursprünglich erbaut. Nachdem es Sitz der Bischöfe, der dänischen Könige und Schleswiger Herzöge war, baute Herzog Adolf nach einer Brandkatastrophe eine vierflügelige Festungsanlage. Heute sind noch der Ost- und der Nordflügel erhalten.
Mit dem damaligen Schloss war der Nachbesitzer Friedrisch IV nicht ganz zufrieden. Er liess der die Anlagen im Barockstil erweitern . Zu seinen Lebzeiten wurde nur der Südflügel fertig gebaut. Die Kriegswirren in Deutschland überstand das Schloss unbeschadet, aber der Süd- und der Westflügel fielen einer Brandkatastrophe zum Opfer.
Heute ist das Schloss Sitz des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte. Auch das Museum für Archäologie hat hier ihre Herberge gefunden. Weitere geschichtliche Fakten des Schlosses sind unter www.schloss-gottorf.de/de/das-schloss zu finden.
Im eindrucksvollen Barockgarten war der Gottdorfer Riesenglobus, ein begehbarer Globus zu finden. Im Garten des Schlosses wurde 1650 für diesen begehbaren Globus ein Haus erbaut. Der Bau war aber nur für kurze Zeit die Herberge des Globus. Nach dem Nordischen Krieg wollte Zar Peter der Grosse den Globus als „Geschenk“ mitnehmen, und brach so das um den Globus gebaute Haus auf. Nach dieser Beschädigung wurde das Haus nie wieder repariert und letztendlich abgebrochen. Der Originalglobus befindet sich heute in der Kunstkammer in Sankt Petersburg.
Ein Neuaufbau des Globushauses befindet sich nun am historischen Standort. Es ist für die Präsentation einer Replika des Globus gedacht. Dieser befindet sich im Globussaal mit seinen riesigen Fenstern. So kannst Du aus dem Garten heraus die Erdkugel im Haus erblicken. Der Globus ist so ausgerichtet, dass sich der geografische Standort am obersten Punkt der Kugel befindet. Wenn Du in diesen Globus hineinschaust kannst du den Himmel mit seinen Sternen so sehen, wie der Himmel über Schleswig erscheint. Mit einem Druchmesser von über 3 Metern wurde hier das bislang grösste Model von Erde und Himmel erschaffen. Sitzt man im Globus, staunt man über die Detailtreue des bis heute ältesten Planetariums der Welt.
Danewerk
Das Danewerk im nördlichen Schleswig-Holstein ist ein archäologisches Bodendenkmal. Hier sind lineare Befestigungen des frühen und hohen Mittelalters zu bestaunen. Das Danewerk besteht aus Wällen und Mauern, die quer durch Schleswig von Eckernförde im Osten über Haithabu bis nach Hollingstedt im Westen verlaufen. Diese Wälle waren eine Befestigungsanlage um die Halbinsel Jütland. In dem Wall gab es ein Tor, an dem die Passierenden kontrolliert wurden. Durch diesen Abschluss entwickelte sich ein einheitliches Gebiet, das spätere Königreich Dänemark.
Die ehemaligen Grenzanlagen laden zum Radfahren und Spazierengehen in wundervoller Natur ein. Weitere Informationen zu der Befestigungsanlage findest du unter www.danevirkemuseum.de/de/das-danewerk/kurzes-zum-danewerk/.
Wikingerdorf Haithabu
Das Wikingerdorf Haithabu ist ein archäologisches Museum und gehört zu den bedeutendsten des Landes. Das Dorf war eine bedeutende Handelsmetropole der Wikinger. In der Ausstellung werden archäologische Funde in einem historischen Kontext gezeigt. Mittels diesen Artefakten, Modellen und modernen Medien wird der Alltag der Bewohner lebendig. Auf dem Gelände befinden sich sieben rekonstruierte Winkingerhäuser. Diese wurden 2008 der Öffentlichkeit präsentiert Aber nicht nur Häuser sind zu besichtigen. An der Landebrücke liegt ein 6,50 m langes Winkingerboot, dass in der Museumswerft in Flensburg gebaut wurde. Mehr Infos gibt es unter www.haithabu.de.
Fischersiedlung Holm in Schleswig
Der älteste Stadtteil der Stadt Schleswig ist die Fischersiedlung Holm. Der Stadtteil befindet sich auf einer kleinen Insel und ist seit 1933 mit dem Festland verbunden. Auf der Insel siedelten schon über Jahrhunderte Fischer mit ihren Familien. Auch Handwerker und Händler lebten hier und so führe die Insel ein gewisses Eigenleben. Die Fischer der Insel haben schon seit dem 12. Jahrhundert Sonderrechte und Privilegien, welche mit dem Schleibrief von König Christian I. von Dänemark unterstützt wurden. In diesem Brief wurde verbürgt: „Die Fischer haben das Recht, frei zu fischen auf der ganzen Schlei und können ihre Netze zum Trocknen auf dem Lande ausspannen, soweit sie mit der Ruderpinne vom Schiffe aus werfen können.“. Dieses Recht gilt mit einigen Einschränkungen bis heute.
Die Fischer auf der Insel wurde immer weniger, so dass es in den 1950er Jahren nur noch etwa 60 gab und heute nur noch eine Handvoll von der Fischerei leben. Im Stadtviertel ist ein kleiner Friedhof mit Kapelle gelegen. Darum gruppieren sich die Fischerhäuser. Auch ein Kloster, das St.-Johannis-Kloster, ist in Holm zu finden. Das Benediktinerkloster wurde 1536 in einen Frauenstift umgewandelt und beherbergt heute einige private Mietswohnungen. Das Leben und die Geschichte des Stadtteils werden im Holm-Museum dokumentiert.
Schlemmen im Waldschlösschen
Nach dieser ausführlichen Besichtigungstour mit Hans-Werner und Marion Behmer blieb noch etwas Zeit, um ein kleines Nickerchen zu machen. Schon bald war jedoch Apérozeit. Zur Einstimmung gab es einen Wein vom eigenen Weinberg an der Mosel. Ein schöner Tropfen.
Das Ringhotel Waldschlösschen betreibt zwei Restaurants. Das Hauptrestaurant Olearius besticht mit einer tollen regionalen Küche. Auch ausserhalb der klassischen Öffnungszeiten könnten hier kleine Gerichte bestellt werden. Für Genüsse auf höchstem Niveau kann man sich einen Tisch im Restaurant Fasanerie reservieren. Hier serviert der Küchenchef feinste Gerichte, unter anderm Wild aus eigener Jagd.
In der Küche der Restaurants des Waldschlösschens werden nicht nur Wildkräuter aus Marion Behmers Gartern verarbeite. Der Küchenchef züchtet selber Wagyu-Rinder, eine weitere Mitarbeiterin steuert Lämmer zur Speisekarte bei. Nach drei hervorragenden Gängen wandte sich Hans-Werner Behmer verschmitzt an mich. Ich müsse unbedingt noch ein Eis bestellen. Die Lebenspartnerin seines Sohnes sei hier für die Patisserie zuständig und als gebürtige Italienerin mache sie das beste Eis der Welt. Natürlich habe ich ein Eis bestellt. Der Sohn hat eine gute Wahl getroffen.
Und so ging eine weitere Etappe meiner Schleswig-Holstein Reise zu Ende. In Schleswig habe ich umwerfend liebe Menschen kennen gelernt und einige historisch bedeutsame Orte besucht. Dieser Ort ist wahrlich geschichtsträchtig und sollte auf jede To to Liste drauf.
Wenn du deine Tour nach Schleswig-Holstein buchen möchtest, dann findest du auf der Website von Railtour www.railtour.ch einige Inspirationen oder lade dir direkt den Deutschland-Katalog runter. Auf der Webseite der Ringhotels kannst du dir weitere tolle Hotels dieser Gruppe anschauen.
Schau dir doch auch die ersten beiden Teile meiner Serie über das Bundesland Schleswig-Holstein an. Die nächste Etappe führt dich nach Schleswig.
Transparenzhinweis: Die Reise nach Schleswig-Holstein wurde durch Ringhotels und Tourmark ermöglicht und finanziert.