Hochwinter, endlich. Schneefall, endlich. Besser hätte die Planung für das Instagram-Treffen der Rhätischen Bahn nicht sein können. Knapp 40 Instagramer trafen sich im Januar 2016 auf Einladung des Bündner Bahnbetriebs um Zug und Gegend zu erkunden. Für mich die perfekte Gelegenheit, um erstmals auch an so einem Fototreffen teilzunehmen. Fotografieren, posten, liken und einiges über die RhB und Instagram erfahren. Ich habe schon Dümmeres gemacht.
Für mich und wohl auch für die meisten Bahnfahrenden gibt es zwei Gründe, um mit einem Zug zu fahren. Man will möglichst schnell von A nach B reisen, sei es wegen der Arbeit oder sonstigen unausweichlichen Terminen. Oder man reist friedlich an Orte, die man kennen lernen will und nutzt dabei die Aussicht aus dem Zug um entspannt zu reisen. Da sind wir nun bei der RhB. Die Rhätische Bahn, die kleine Rote, ist für Bahnliebhaber eine Institution und weltbekannt. Die RhB Strecken gehören zu den Schönsten auf dieser Welt und die Albulaline ist sogar ein Unesco Weltkulturerbe. So erstaunt es auch nicht, dass die Anmeldungen zum „InstameetRhB“ schnell in die Höhe schnellten, war doch mit einer Fahrt durch die Ruinaulta (Reichenau – Ilanz) ein visuell besonderes Spektakel auf dem Programm.
Bevor jedoch die Meute an Instagramer auf die Surselva losgelassen wurde, durften 5 internationale „Topshots“ aus der Szene am Freitag und Samstag auf Einladung der RHB durch den Kanton Graubünden reisen. Die eingeladenen Instagramer sind wahre Experten ihres Fachs und begeistern Zehntausende von Menschen mit ihren Bildern. Bei der Auswahl dieser Instagramer wurden wichtige Kriterien beachtet.
Manuela Gallati (Social Media und Marketing Managerin RhB) umschreibt das so: „Wir haben uns nach der Marktstrategie der RhB gerichtet und aus jedem europäischen Kernmarkt einen Instagrammer eingeladen (Schweiz, Deutschland, UK, Niederlande, Italien). Bei der Auswahl hat uns Naomi Meran geholfen, die als Vertreterin des Schweizer Marktes ebenfalls dabei war. Sie ist sehr gut vernetzt in der Instagram-Community und hat uns die Instagrammer vorgeschlagen. Bei der definitiven Auswahl haben wir dann darauf geachtet, dass die verschiedenen Profile jeweils eine eigene Bildsprache haben. Phil Ysrael ist beispielsweise stark in der urbanen Fotografie, während Davide Schiavoni aus Italien immer mal wieder Stillleben inszeniert. Uns war wichtig, dass die RhB und Graubünden aus verschiedenen Blickwinkeln gezeigt werden.“
Soweit so gut. Ich und die restlichen Teilnehmer des sonntäglichen Instameets waren deshalb auf diese Koryphäen gespannt. Nach einem ersten Beschnuppern auf dem Bahnhof Chur machten sich dann 40 Instragramer mit dem Regionexpress Chur – Diesentis/Mustér auf dem Weg zu einem aussergewöhnlichen Abenteuer.
Das Wetter war winterlich, mit Schneefall und tiefen Temperaturen. Ideal für eine Fahrt in einem sehr gut geheizten Bahnwagen, weniger Ideal, um aus dem Fenster zu fotografieren. So diente die Zugfahrt halt eher dem Transport von A nach B und war ein folglich ein „Instatram“. Ergänzt wurde das Transportkonzept am Sonntag durch eine Postautofahrt nach Flims-Waldhaus, Schneekettenobligatorium inklusive. Danach folgte der Fussmarsch zum Caumasee oder zur Aussichtsplattform in Conn. Zweites ermöglichte den Instagramern eine phänomenale Aussicht in die Rheinschlucht (Runinaulta) und mit gutem Timing einen Blick auf den, die Schlucht querenden Zug. Trotz teils massivem Schneefall, konnte eine Mehrzahl der Teilnehmer für die längere Route, ein Weg dauerte ca. eine Stunde, begeistert werden. Überall liessen sich Sujets für einen Schuss aus der Kamera finden, auch wenn die Lichtverhältnisse zum Fotografieren etwas delikat waren. Ihr kennt das sicher: Weisser Adler auf weissem Grund.
Nach getaner Arbeit wurden die Instagramer im Hotel Waldhaus zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Das nach dem Konkurs wiederbelebte 5***** Haus versprüht viel Charm und animierte zu zahlreichen Schnappschüssen. Eine Sujet der Freude war nur schon, wie all die Instagramer an ihren Handys rumhantierten und sich die Timeline im Sekundentakt mit Fotos mit dem Hashtag #instameetRhB, #ruinaulta und #waldhausfilms füllte. In der gleichen Kadenz, wie meine klammen Finger wärmer wurden, stieg die Anzahl der Likes auf bei meinen Fotos. Likes ist der Applaus auf Instagram. Vielen Dank.
Jeder Social Media Kanal hat so seine Eigenheiten, so auch Instagram. Während auf Facebook die Leute meist noch so heissen, wie sie getauft wurden, ist die Situation auf Instagram schon etwas verzwickter. Da braucht es Fantasie um jemanden zu finden. Da heisst der Adrian Senn dann @saennebuab, Roger Hofmann nennt sich @blindeszebra und eine der Organisatorinnen des InstameetRhB, die mit brügerlichem Namen Manuela Gallati heisst, wird zu @stadtheidi. Mein Nickname ist auch nicht Andrea Ullius sondern @ullala4you. So kreativ, wie die Benutzernamen sind auch die Fotos der Instagramer. Da werden neue Blickwinkel ausgetestet, Gadgets in Szene gesetzt und auch sonst allerhand Bildschabernack betrieben. Hier eine kleine Auswahl vom #instameetRhB:
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Ich bin nun schon einige Zeit auf Instragram präsent, und nutze diesen Kanal in erster Linie als Ergänzung für meinen Reiseblog www.schwedenhappen.ch, aber gewisse Gepflogenheiten auf Instagram haben sich mir noch immer nicht erschlossen. Während unserem Spaziergang in dichtem Schneetreiben zur Aussichtsplattform in Conn standen laufend Leute aus der Gruppe mitten in eine verschneite Wiese und wurden dann von den Instagram-Kollegen von hinten fotografiert. Von hinten nicht von vorne. Ich habe David Munoz (@davecodex), einer der erfolgreichen einheimischen Instagramer gefragt, was es mit dieser Gegebenheit aus sich hat. Leider wusste er es auch nicht genau. Dave meinte: „Ich glaube, es ist einfach ein Instragram-Trend, und es gibt sogar einen Hashtag #backsfeel. Mir persönlich gefällt es besser, wenn die Person in die Kamera schaut, speziell bei Szenen mit Landschaft im Hintergrund.“ Das finde ich ehrlich gesagt auch, ausser die Person sieht von Hinten …. aber lassen wir das.
Auch in Bezug auf die Ausrüstung ist Instagram speziell. Wer glaubt, dass am #instameetRhB die Fotografen mit den neusten Spiegelreflex-Kameras ausgerüstet waren, der lag falsch. Natürlich kommen auch grosse und professionelle Ausrüstungen zum Einsatz. Dies vorwiegend dann, wenn der „Schütze“ Profi- oder Hobbyfotograf ist. Die klassischen und erfolgreichsten Instragramer schiessen jedoch lediglich mit dem Smartphone rum. Die Idee von Instagram kommt ja auch aus der „Handyfotografie“. Ich pflege beide Techniken. Einerseits ist mein iPhone 6s Plus immer griffbereit, anderseits macht es speziell in der Natur auch Spass mit meiner Canon 7D Mark II zu experimentieren. Egal, jeder macht das so, wie es ihm am besten passt.
Dass die RhB ein Instameet inszeniert hat kommt nicht von ungefähr. Instagram ist im Trend, wächst rasant, und was zeigt ein Bahnerlebnis besser als eine Fotografie, die von Millionen von Menschen gesehen werden kann. So wie es unterschiedliche Menschen gibt, so gibt es auch verschiedene Motivationen, um auf Instagram zu sein. Für Naomi Meran (@naomimeran) steht die Freude am Fotografieren, Editieren und Interagieren im Vordergrund: „Instagram ist für mich auch eine Inspirationsquelle. Freude und Inspiration sind für mich am Wichtigsten.“ Auch Dave Munoz sieht das ähnlich: „Ich möchte meine Momente teilen und neue Orte und Menschen kennenlernen“.
Meine Motivation geht in zwei Richtungen. Ich möchte natürlich auch möglichst vielen Menschen zeigen, was ich wo erlebt habe. Im Falle meines Blogs www.schwedenhappen.ch ist Instagram zur Bewerbung meiner Seite ideal. Dabei kombiniere ich Instragram mit Facebook und erziehle dabei bei meiner Zielgruppe schon eine anständige Reichweite. Zudem kann ich als Botschafter meiner Sponsoren auch ihre Produkte oder Leistungen in Szene setzen.
Dieser Aspekt ist zweifellos auch für die RhB wichtig. Instagramer sind nicht in erster Line Kunden. Sie sind Botschafter für die „Kleine Rote“, denn durch die Fotos werden ganz andere Geschichten erzählt, als es die Marketingabteilung des Unternehmens tun würde. Instagramer haben alle einen persönlichen Blickwinkel und nutzen nicht ein „Produkt“ sondern verwenden es als Sujet. Dass dabei die Erfolgskontrolle gar nicht so einfach ist, gibt auch Manuela Gallati (RhB) zu: „Die Auswertung eines Instameets ist gar nicht so einfach. Wir werden auf den Output schauen, also wie viele Bilder gepostet wurden. Dann schauen wir, wie viele Follower die einzelnen Teilnehmer haben und wie viel das insgesamt ergibt. Die Verwendung des Hashtags gibt uns ebenfalls Aufschluss über den Erfolg des Anlasses.“
Das Instameet der RhB war aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Das missliche Wetter tat der Stimmung keinen Abbruch und die entstandenen Fotos sind von ausserordentlich guter Qualität. Da freue mich mich doch auf das nächste Treffen.
Einige Instagram Accounts, die ihr besuchen müsst:
@ullala4you
@rhaetischebahn
@graubuenden
@bobbimac
@da.vi.de
@naomimeran
@pamukak
@pdy
Und zum Schluss noch ein Film und eine gute Nachricht von Manuela Gallati: „Am 12. Juni veranstalten wir zum ersten Mal gemeinsam mit Graubünden Ferien einen Instawalk. Das genaue Programm ist noch ein Geheimnis, aber auf jeden Fall gibt es wunderschöne Bündner Landschaft und viel RhB zu sehen.“
Und hier der Film von Daniel Knecht. Viel Spass und vielen Dank für alle Kommentare und Empfehlungen.
Text: Andrea Ullius
Bilder: Andrea Ullius
Film: Daniel Knecht